Restaurant Mustafa und Schlecht-Wettertage im Zelt

 

 

Wir pausierten nach der ereignisreichen Djigittour zwei Tage lang in Karakol: Wir badeten im Issyk-Kuls und füllten unsere Energiereserven im Restaurant bei Mustafa auf - ein tolles, nur von Einheimischen besuchtes Lokal, wo es Lagman (Nudelsuppe), Borsch (Fleischsuppe) und Beschbamak (kirgisisches Nationalgericht) in Maxi-Portionen gibt.

Unsere nächste Tour führte uns in einer dreissig minütigen Taxifahrt ins Jeti Oguz Tal. Leider starteten wir diesmal bei strömendem Regen und kaltem Wind, was unserer Motivation nachdrücklichen Abbruch tat. Wir folgten Talverlauf auf einer breiten Forststrasse, bis wir nach etwa zwei Stunden Richtung Teletytal abbogen und entlang diesem bis an den Fusse des Ozerny Gletscher wanderten, wo wir unser Zelt bei inzwischen trockenen Bedingungen aufstellten.

Dem Wetterbericht zufolge sollte der nächste Tag der beste der gesamten Woche sein, weshalb wir diesen nutzen wollten. So stiegen wir am nächsten Morgen entlang des Gletscherbachs zur Zunge des Ozerny Gletschers und folgten diesem bis zu einem grossen von Süden einmündendem Gletscherarm. Von dort aus erblickten wir unser Gipfelziel und entschlossen uns, über den Westgrat aufzusteigen. Leider mussten wir uns unterhalb des Grates eingestehen, dass dieser wohl zu schwierig ist: Zahlreiche Gendarme mit fragwürdiger Felsqualität und nicht abschätzbarer Schwierigkeiten lag vor uns. So kehrten wir etwas missmutig unverrichterter Dinge bei bestem Wetter zum Zelt zurück.

Wanderung durchs Teletytal.
Wanderung durchs Teletytal.
Der Lichtblick am heutigen Tage: Die gefundenen Steinbockhörner ;-).
Der Lichtblick am heutigen Tage: Die gefundenen Steinbockhörner ;-).

Es nieselte am nächsten Tag und damit wir nicht den ganzen Tag im Zelt sitzen mussten, entschlossen wir uns, abzusteigen und in ein anderes Seitental hochzuwandern. Wir folgten einem kleine Tal Richtung Ajutor, ein mächtiger und wunderschöner Felsberg. Leider schneite oder "schneeregnete" es den ganzen nächsten Tag: Dies war wahrscheinlich der schlimmste Tag der ganzen Reise, da wir neben Langeweile auch unseren aufkommenden Hunger aushalten mussten. Während wir für die letzten zwei Tourenwochen gut mit dem Essen auskamen, unterschätzten wir bei dieser Tour, dass unsere Körper inzwischen wohl etwas gar im Kaloriendefizit lagen und wir deshalb mehr Essen als normal benötigt hätten.

 

Glücklicherweise bot uns der nächste Morgen ein kleines Schönwetterfenster. Wir bestiegen daraufhin zwei einfache, aber wunderschöne Gipfel - in frisch verschneiter Landschaft. Dafür folgten wir dem Ajutor-Tal, bis eine feinschuttige Moräne links in das Tal einmündet. Diese Moräne stiegen wir mühsam bis zum Gletscher hinauf, der zum Gipfel hin immer mehr aufsteilt (bis ca. 40°). Auf den Gipfel führt ein kurzer aber brüchiger Felsgrat. Überraschenderweise wies der Gipfel aber eine fantastische Rundsicht auf und wir freuten uns wie Schneekönige, endlich wieder auf einem kirgisischen Gipfel zu stehen; Balsam für die Seele nach einigen Schlechtwettertagen! Vom Gipfel aus erspähten wir dann auch unseren zweiten Gipfel des Tages, welcher nach einem kurzen Abstieg über den Gletscher und darauffolgenden Aufstieg über den nordöstlichen Gletscherarm einfach erreichbar war. Leider nebelte es uns hier oben bereits wieder ein, weshalb wir schnell abstiegen. Und wie gerufen begann, zurück beim Zelt, auch schon wieder Schneeregen einzusetzen - Carpe Diem ;-).

Den ersten Gipfel im Blick.
Den ersten Gipfel im Blick.
Aussicht vom ersten Gipfel Richtung Südosten.
Aussicht vom ersten Gipfel Richtung Südosten.
Eingenebelt auf dem zweiten Gipfel noch schnell ein Steinmännchen gebaut und dann nix wie runter ;-).
Eingenebelt auf dem zweiten Gipfel noch schnell ein Steinmännchen gebaut und dann nix wie runter ;-).

Da uns immer noch der Hunger plagte, entschlossen wir uns, einen Tag früher als geplant abzusteigen. Der nächste Tag bot also die letzte Chance für eine weitere Bergtour, welche uns auf einen tollen Gipfel gegenüber des Ajutor führte - eine coole Hochtour: Sie führt in den Sattel (ca. 3950m) zwischen Gipfel und Ajutor. Von da an ging es kombiniert in steilem Firn (NO-Flanke, bis 50°) und einem rassigen Klettergrat (II-III) hinauf zum Gipfel. Die Aussicht war fantastisch, und die Stimmung vor allem auch dank der sich bereits wieder anbahnenden Wolkenfront, mystisch. Den Abstieg wählten wir über den Nordgrat, welcher einfach und schnell zum Sattel zurückführte. Von da an stiegen wir zum Zelt ab, teilten uns ein halbes Snickers und stiegen am selben Abend in strömendem Regen ins Teletytal ab .

Blick zum Ajutor im Sattel zwischen diesem und unserem Gipfel.
Blick zum Ajutor im Sattel zwischen diesem und unserem Gipfel.
Blick Richtung Osten vom Gipfel.
Blick Richtung Osten vom Gipfel.

Wir zelteten nochmals und wanderten bei bestem Wetter zurück nach Jeti Oguz. Während des Abstiegs lud uns eine Hirtin zu einem zweiten Zmorge ein: Selbstgemachtes Brot, frischer Butter und Marmelade schmeckten wunderbar. Unsere Konversation mit der netten Frau beschränkte sich leider auf Zeichensprache, nett und amüsant war es trotzdem.

Wanderung zurück nach Jeti Oguz, wo wir ein kleines Jurtendörfchen passierten.
Wanderung zurück nach Jeti Oguz, wo wir ein kleines Jurtendörfchen passierten.
Zurück in Jeti Oguz mit Blick auf ebendiese. Jeti Oguz bedeutet "Sieben Bullen".
Zurück in Jeti Oguz mit Blick auf ebendiese. Jeti Oguz bedeutet "Sieben Bullen".

Das Wichtigste der 3. Tourenwoche in Kürze

Dauer: 7 Tage

 

Startpunkt: Jeti Oguz, beim Sanatorium

 

Endpunkt = Startpunkt

 

Gipfel im Ajutortal:

Pkt. 4196 (WS), Pkt. 4096 (L), Pkt. 4208 (ZS/III)


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