Wieder zurück in Karakol mussten wir uns langsam Gedanken über den Abschluss unserer Reise machen. Wir wollten auf alle Fälle nochmals für einige Tage zurück ins Sirota-Camp, um von dort aus in etwa fünf Tagen die Hausberge von Karakol zu besteigen. Danach standen uns allerdings noch etwa sechs Tage zur Verfügung. So gingen wir an unserem freien Tag zu CBT. Azamat, seinerseits CBT-Chef, traute seinen Augen kam und begrüsste uns mit: "Youuuu??? You are still here?". Trotzdem plante er gerne mit uns die letzten Kirgistantage - dazu aber später mehr.
Da uns die letzte Tour abermals ins Karakoltal führte, leisteten wir uns diesmal den Taxiservice Deluxe: Zu Schweizer Preisen fuhr uns CBT in einem russischen Militärfahrzeug holpernd durch den Nationalpark - so blieb uns immerhin der erste Zustiegstag erspart. Wer sich wundert: Im kirgisischen Nationalpark ist alles erlaubt, solange man dafür bezahlt, inklusive Taxi fahren und Feuer machen.
Auf jeden Fall stellten wir unser Zelt nach einem kurzen Marsch beim Sirota-Camp in bekanntem Gefilde auf. Wir fühlten uns, als wären wir zum Wandern im Bächital, so bekannt war uns die Gegend inzwischen.
Wir bestiegen am nächsten Tag Pik Prezewalski (Pkt. 4271). Die Route führt kurz entlang des Trekkingpfads zum Ala Kul, zweigt dann aber vor dem ersten grossen Geröllfeld nach links ab, hinauf zu einem Blockgletscher. Auf etwa 3500 Meter stiegen wir ein Schuttcouloir hoch, anschliessend folgt ein kurzer Firngrat, dann ein Blockgrat (L, II) auf den Gipfel. Die Rundumsicht war atemberaubend und wir konnten in der Ferne gar den Khan Tengri erspähen. Ein Gipfel, der jedem Karakolreisenden zu empfehlen ist!
Geflasht von diesem tollen Erlebnis schmiedeten wir Pläne für den nächsten Tag: Der markante, vorgelagerten Wanderberg (Pkt. 4090) westlich des Ala Kuls reizte uns. Dafür folgten wir der Trekkingroute zum Ala Kul, und wanderten dort auf die rechte Uferseite des Sees. Von hier führten Wegspuren hinauf zu einem Pass (ca. 3750m), den Gipfel erreichten wir über einen leichten Blockgrat (kurze Stellen II). Wiederum war die Aussicht fantastisch!
Dem nächsten Tag sahen wir mit Wehmut entgegen, da unser letzter Hochtourentag in Karakol anbrach. Wir entschieden uns für einen Gipfel, dessen Aufstiegsroute wir vom Pik Prezewalski gesehen hatten. So wanderten wir denn auch den selben Weg wie vor zwei Tagen bis zum Blockgletscher hinauf. Diesem folgten wir nun bis an dessen (bitteren) Ende - es war der wohl längte Blockgleschter der Welt! Danach führte uns eine kurze, steile Flanke auf einen Pass (ca. 4050m) und von da an stiegen wir auf der Ostseite des Nordgrates dem Gletscher entlang zum Gipfel (ca. 4238m) hoch. Dieser bot eine tolle Sicht auf den Ala Kul. Wir rasteten lange und genossen zum letzten Mal die Aussicht - stillschweigen in Gedanken versunken und dankbar, so tolle Moment erleben zu dürfen.
Den Abstieg wählen wir über den sehr brüchigen, aber einfachen Südgrat, der zum Ala Kul Pass führt. Hier trafen wir auf einige Trekker, die die berühmte Route nach Altyn Arashan absolvierten. Ein lustiges Gefühl, nach einem Tag Einsamkeit und Abgeschiedenheit wieder auf so viele Menschen zu treffen.
Das Wichtigste der 4. Tourenwoche in Kürze
Dauer: 5 Tage
Startpunkt: Karakol Nationalpark, mit Taxi bis fast zum Karakol Basecamp
Endpunkt: Karakol Nationalpark
Gipfel:
Pik Prezewalski (4272m): Leichte aber unglaublich lohnende Hochtour mit Blick auf Karakol und bei Wetterglück Aussicht bis zum Khan Tengri.
Pkt. 4090: Lohnender Wanderabstecher mit toller Aussichts vor allem ins Kejltor und Ujuntor.
Pkt. 4238: Kombinierte Hochtour (WS/WS+) mit langwierigem Zustieg über Blockgletscher, aber rassigem Abstieg zum Ala Kul Pass.
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text a psychic (Donnerstag, 29 Dezember 2016 14:20)
insisted