Helsenhorn

 

 

 

Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah - sagte bereits Johann Wolfgang von Goethe. Wie recht er doch behielt. Es ist mir unerklärlich, wieso ich bis anhin noch nie auf dem Helsenhorn war, liegt sein Ausgangspunkt im Binntal doch bloss etwa zwanzig Minuten von Reckingen, meinem Heimatort, entfernt.

Als Simon und ich dieses Wochenende im schönen Goms verweilten und der Sonntag gutes Wetter angekündigt hatte, fügte sich eins zum anderen und ehe wir uns versahen, standen wir sonntags in der Früh um halb acht Uhr beim Parkplatz Heiligkreuz abmarschbereit.

Unaufgewärmt ging's gleich steil hinauf. Obwohl der Himmel noch tief wolkenverhangen war, floss der Schweiss in Strömen. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir Chummibort und damit den kleinen Stausee am Eingang des Tals: Ein urchig urtümlicher Ort. Wir fühlten uns zurück nach Kirgistan versetzt und sinnierten darüber, wo wir jetzt wohl unser Zeltlager aufstellen würden... Da uns ein kalter Herbswind um die Ohren zog, liefen wir so schnell als möglich der Sonne entgegen. Wir überquerten die Ebene bis ans Ende des Talgrundes, bevor uns ein gut markierter weiss-blau-weisser Wanderweg nach links die Flanke hinauf führte, Richtung Ritterpass. 

Blick hinunter zum Chummiborttal und auf den Stausee.
Blick hinunter zum Chummiborttal und auf den Stausee.

Nach einer weiteren Stunde, inklusive Nussgipfel-Halt, erreichten wir den Ritterpass. Beim Blick hinunter nach Italien, hinüber zum Hillehorn und zum Finsteraarhorn wurde uns warm ums Herz und wir vergassen die eisige Bise, welche uns auf dem Pass mit voller Wucht empfing. Ab hier folgten wir dem breiten Schuttrücken entlang bis hoch zur Cima delle Piodelle (3081m). Ein lustiger Gipfel: Eine steile Felswand hinunter nach Italien, der Gipfel selbst ist aber aus einem riesigen Plateau aufgebaut. Wir begrüssten einigen Steingeissen sagen, dann ging es die letzten 300 Höhenmeter teils auf den Resten des Helsegletschers, teils im Schutt weiter zum Helsenhorn. Wir trafen nur einmal auf eine kurze Kletterstelle (ca. II), die letzten Meter zum Gipfel überwanden wir auf einem breiten Grat. 

Da Simon ein leidenschaftlicher Gipfelsammler ist, holten wir auf dem Abstieg noch die Punta di Boccareccio (3207m) ab. Der Gegenaufstieg war kurz (ca. 50 Höhenmeter) und lohnte sich für die Sicht nach Italien und zum Pizzo Cervandone allemal!

Wir stiegen über den Helsengletscher (oder was davon noch übrig ist) ab und gelangten so ruck-zuck zurück zum Ritterpass. Von dort aus folgten wir demselben Weg wie am Vormittag hinunter nach Heiligkreuz.

 

Eine tolle Wanderung in einer abwechslungsreichen Gegend und in einem einsamen und vergessenen Winkelchen der Schweiz! 

Zur Tour:

 

Die Wanderung ist sehr abwechselungsreich und nie schwierig (etwa T4).

Die Überschreitung der Cima delle Piodelle lohnt sich! Für den Abstieg über den Helsegletscher ist es ratsam, Pickel und/oder Steigeisen einzupacken.  

 


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