Bächlistock & Hienderstock

Der sehr schmale Grat zum Hienderstock Ostgipfel mit dem spitzen Türmchen, welches rechts umgangen wird.
Der sehr schmale Grat zum Hienderstock Ostgipfel mit dem spitzen Türmchen, welches rechts umgangen wird.

 

 

Das Wetterglück auf unserer Seite entschieden wir uns, wieder einmal ins Grimselgebiet zu fahren. Der Plan: Von der Gruebehütte via Bächlistock zur Lauteraarhütte und von dort auf den Hienderstock klettern.  

Am Samstagmorgen auf dem Weg zum Gruebeseewli reihte sich eine Freude an die nächste. Der imposante Blick auf die fast senkrechte Gelmerbahn und die vielen Heidel- und Himbeeren liessen die Höhenmeter im Nu verstreichen.

Leider änderte die Stimmung beim Gruebeseewli: Die Landschaft ein einziger Schutthaufen, gezeichnet vom Gletscherschwund. Der Zustieg zur "Undri Bächlilücke" sah auch nicht einladend aus.

Nach einer erholsamen Nacht in der gemütlichen und gut ausgestatteten Selbstversorgerhütte  kraxelten wir über lose Blöcke, gletschergeschliffene Felsplatten und Restschneefelder hinauf zur Lücke, die der Hüttenwart letzten Sommer mit einigen Bohrhaken und Fixseilen ausgerüstet hatte. 

 Schöne Kletterei am Verbindungsgrat zwischen Vor- und Hauptgipfel.
Schöne Kletterei am Verbindungsgrat zwischen Vor- und Hauptgipfel.

Von der Lücke stiegen wir einige Meter ab, querten dann zum Einstieg des Diamantstock-Ostgrats und weiter über den Bächligletscher in die Fellenberglicken. Nach gut drei Stunden begann endlich der Kletterspass - wobei die von Norden kommenden dicken und schwarzen Wolken unseren Spass dämpften. Trotzdem stiegen wir in die Route ein und überwanden die erste Seillänge des Bächlistock-Südwestgrats, die zugleich die Schlüsselstelle darstellt (ca. III/IV). Danach wechselten sich einfaches - Lauf- und Kraxelgelände ab, ehe eine brüchige Abseilstelle. Tolpatschig löste ich hier einen grossen Felsbrocken, der auf das Seil donnerte, sodass wir von nun an mit einem vierzig Meter Seil weiter klettern mussten.

 

Eine weitere brüchige Umgehung und anschliessende schöne Kraxelei führte uns auf den Vorgipfel (Pkt. 3239). Obwohl es nun nur noch wenige Höhenmeter auf den Hauptgipfel waren, zog sich der schmale mit schönen Kletterstellen (-III) gespickte Gipfelgrat ordentlich in die Länge - nach weiteren 45 Minuten erreichen wir den Bächlistock. 

Ausblick vom Bächlistock auf Finsteraarhorn und Lauteraar- und Schreckhorn.
Ausblick vom Bächlistock auf Finsteraarhorn und Lauteraar- und Schreckhorn.

Der Abstieg über den Westgrat bereitete uns zuerst noch Kopfzerbrechen, doch die Bedenken lösten sich nach den ersten Metern in Luft auf. Treppenartige schlängelten wir uns zügig den Grat hinunter, ehe wir im ersten nicht allzu brückigen Couloir, hinunter auf den Vorder Triftgletscher stiegen. Pünktlich zum zVieri trafen wir dann mit schmerzenden Füssen und hungrigen Bäuchen in der wunderschönen Lauteraarhütte ein.

Lauteraarhütte mit fantastischem Blick auf das Finsteraarhorn.
Lauteraarhütte mit fantastischem Blick auf das Finsteraarhorn.
Die ersten Klettermeter zum Westgipfel des Hienderstocks.
Die ersten Klettermeter zum Westgipfel des Hienderstocks.

Obwohl unsere Beine nach der zehn stündigen Tour bleischwer waren, entschieden wir uns, die Hienderstock West-Ost Überschreitung am nächsten Tag anzupeilen.

 

Nach einem kurzen zMorge führte uns direkt hinter der Hütte ein blau-weiss markierter Weg steil hinauf zum Hiendertelltijoch. Die ersten ausgesetzten Klettermeter führten uns zu einem steilen Aufschwung. Hier trafen wir auf die Spuren von Schutzengeln: Einige Tage zuvor durchtrennte ein hinunterstüzender Block das Seil von zwei Kletterern - zu unseren Füssen sahen wir eine riesige zermalmte Felsplatte, einzelne Seilreste lagen dazwischen. Die Kletterer seien jedoch mit einem Schock davon gekommen, erzählte die Hüttenwartin später.

 

Da auch die noch am Fels hängende Schuppe wackelte, kletterte Simon zurück und wir umgingen diese Stelle auf der rechten Seite des Grats. Die Kletterei dort war kräftig und ausgesetzt (IV, mit Bohrhaken), so waren wir froh, diese Stelle hinter uns zu lassen. Danach folgte purer Genuss: In bestem Fels und anhaltender Kletterei im dritten Grad schlängelten wir uns hoch zum Westgipfel des Hienderstocks. 

Der Abstieg vom Westgipfel in die Scharte zum Ostgipfel gestaltete sich problemlos - auf Bändern umgingen wir die meisten schwierigen Stellen. Auch die Kletterei zum Ostgipfel war zwar ausgesetzt, jedoch wunderschön.  Die letzte markante Nadel vor dem Gipfel umgingen wir rechts und erreichten diesen in wenigen Minuten über Blockgelände. Was für eine wunderbare Tour! 

Simon auf dem Hienderstock-Ostgipfel. Schräger Helm ist bei ihm Pflicht ;-).
Simon auf dem Hienderstock-Ostgipfel. Schräger Helm ist bei ihm Pflicht ;-).

Auch der Abstieg verlief problemlos, mit einer kurzen Abseilstelle hinunter auf den Gletscher. Von dort stiegen wir hinauf zur Hubellücke, dort kletterten wir entlang von steilen Leitern hinunter zum Triftgletscher. Über Blockgletscher und auf gut markierten Wegen stiegen wir zur Lauteraarhütte ab. 

Hier assen wir unser übriggebliebenes Sandwich und wanderten dann den unendlichen Weg hinunter zum Grimselsee. Durch ein Gletschertor, über ein Hochmoor und durch den Arvenwald erreichen wir müde und mit schmerzenden Füssen das letzte Postauto auf dem Grimsel Hospiz.

Zur Tour:

Wir empfehlen, die Touren eher im Frühsommer zu begehen, da dann die Gletscher noch viel besser eingeschneit sind, was die Landschaft und Zustiege bedeutend schöner und angenehmer macht. 

 

Bächlistock Westgrat

ZS, Klettern bis III. Kaum begangen.

Hienderstock Überschreitung

ZS, Klettern bis IV. Ab und zu begangen.

 


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