Piz Üertsch

 

Der homo skitourensis hat heuer nicht viel zu lachen. Denn wenn er sein Höhenmeterkonto Anfang Februar vor allem in Laufschuhen anstatt auf Ski auffüllt, wird er langsam etwas ungeduldig.

Da wir uns auch zu dieser Spezies zählen, schwelgen wir in Erinnerungen: Wie schön war die Zeit, als der Winter noch schneereich war und der Amerikanische Präsident den Klimawandel noch nicht als ein chinesisches Hirngespinst abtat. 

Die nächsten Zeilen widmen wir deshalb dem Piz Üertsch, den wir vor etwa drei Jahren bestiegen. Sobald die Bedingungen es wieder zulassen, empfehlen wir diesen Berg von ganzem Herzen.

 

Ambitionierte Wanderung, ambitioniertere Skitour

Der Ruf der Berge war an diesem Februartag im 2014 wieder laut und deutlich zu vernehmen. Da für das Bündnerland eitel Freude Sonnenschein gemeldet war, standen Steffi und ich um 6:30 am Gleischopf 5. Die Reise sollte uns nach Preda, an den Beginn des Albulatunnels bringen. Drei Stunden später standen wir da, noch leicht verwirrt durch den Anblick, welcher uns beim Ausblick aus dem Fenster geboten wurde.

Während wir die Felle an die Skier klebten, lauschten wir dem beeindruckenden Rauschen welches der Wind in den nahen Baumwipfeln erzeugte. Dieses Geräusch fegte die in uns aufgekeimte Hoffnung, endlich eine Windstille Gipfelrast zu erleben, laut und deutlich aus unseren Köpfen. Nachdem die ersten Meutereiversuche, geäussert durch laute „Kuchen, Kuchen!“ Skandierungen, unterdrückt waren, ging es los hinauf ins Val Zavretta. Das heutige Ziel hiess Piz Üertsch. Dieser Berg war schon lange Ziel meiner Begierde, jedoch eher als ambitionierte Wanderung und nicht als noch etwas ambitioniertere Skitour. Doch als ich vernahm, dass die Schlüsselstelle mit einem Fixseil entschärft wurde, stand einem Versuch nichts mehr im Wege. So standen wir bald im Windschatten am Beginn des Westgrates und versuchten verzweifelt das Gefühl in unseren Fingerspitzen wiederzuerlangen. Als dies erfolgreich gelang, ging es los.

Kletterstellen wechselten sich mit Spurarbeit am schmalen Grat ab. Es wurde also nie langweilig. Auf dem Gipfel liess uns das weit ausgedehnte Gipfelmeer beinahe den Wind vergessen, der uns nach wie vor um die Ohren pfiff. Während im Osten perfektes Wetter dominierte, offenbarte ein Blick gegen Westen den eindrücklichen Versuch der höchsten Gipfel, oberhalb des Wolkenmeeres doch noch etwas Sonne zu erhaschen. Wieder unten ging es für uns noch nicht ganz ins Tal zurück. Es sollte auch noch der Igl Compass bestiegen werden. Dieser Berg bietet neben seinem klingenden Namen auch eine wunderbare Nordabfahrt, welche uns schon während des Aufstiegs in ihren Bann zog.

Auf dem Gipfel wurde wahr was wir schon nicht mehr zu hoffen gewagt hatten. An die Gipfelsteinmauer gelehnt, genossen wir die Windstille in vollen Zügen.

Wir auf dem Igl Compass.
Wir auf dem Igl Compass.

Stiebender Pulver

Leider mussten wir auch diesen wunderschönen Ort wieder verlassen. Der Gedanke an stiebenden Pulver machte den Abschied jedoch erträglich. Nachdem die meisten Steine im Gipfelhang erfolgreich umkurvt waren, ging es los. Und wir wurden nicht enttäuscht! Der Versuch den ganzen Hang in einem Stück zu befahren musste auf Grund zu starkem Brennen der Oberschenkel abgebrochen werden, doch welches Fahrvergnügen!

Die restliche Abfahrt war schneetechnisch eher unter dem Kapitel „zum Vergessen“ einzuordnen, weshalb ich den ersten 200 hm auch etwas mehr Platz in diesem Bericht einräume.

Die viel gerühmte Nordabfahrt vom Igl Compass.
Die viel gerühmte Nordabfahrt vom Igl Compass.

 Da wir Preda lediglich zehn Minuten vor Einfahrt des Zuges erreichten, mussten wir auf unseren wohlverdienten Kuchen verzichten. Da dieser unhaltbare Zustand unbedingt geändert werden musste, beschlossen wir dem Speisewagen der RHB einen Besuch abzustatten. Dies kann nur weiterempfohlen werden! Man wähnt sich in einem Sternerestaurant und fühlt sich in Skischuhen leicht deplatziert. Auch die Kuchen waren äusserst schmackhaft und so verflog die Zeit bis Chur wie im Flug. Nach einer weiteren kurzweiligen Stunde Zugfahrt war Zürich erreicht und ein weiteter prachtvoller Tourentag ging zu Ende.

 

Diesen Beitrag schrieb Simon während unserer PDG-Vorbereitung


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Kommentare: 1
  • #1

    sekstelefon (Montag, 04 Dezember 2017 12:36)

    niedetronizowanie