Skitouren in Isfjorden im Romsdal (Norwegen)

 

 

Es ist nass, kalt und soweit das Auge reicht: Kein Schnee. Unsere ersten Skitourenferien ausserhalb der Alpen hatten wir uns anders vorgestellt. Kam hinzu, dass wir wegen eines verspätet eintreffenden Gepäckstückes übermüdet morgens um drei Uhr in Isfjorden eintrafen. Isfjorden liegt im Romsdal - neben den bekannten Lyngenalpen und Lofoten DAS Skitourenparadies in Norwegen schlechthin - so jedenfalls lautet der Werbeslogan der Region, die unter anderem auch die spektakuläre und unter Bergsteigern gefürchtete Trollwand zu bieten hat.

Leider war es diesen Winter wie bei uns in der Schweiz relativ schneearm, und so stiessen wir nicht auf stiebende Pulverhänge wie im Führer "Toppturer i Romsdal" hübsch illustriert, sondern kämpften uns oft windverarbeitete und durch Wasserrillen verunstaltete Abfahrten hinunter. Trotzdem: Romsdal bietet perfekte Skitourenhänge, und verschwanden die tiefhängenden Wolken für einmal, konnten wir den ungewohnten Blick vom Gipfel direkt hinab aufs Meer auskosten und geniessen.

Gemeinsam mit Kathi und Oli hatten wir eine kleine Blockhütte im Gjerdet Turistsenter gemietet, von wo aus wir mit dem Auto jeweils zwischen zehn und etwa vierzig Minuten fuhren, um an den Ausgangsort der Skitour zu gelangen. Das Highlight: Der Hotpot war nach den Skitouren bereits warm für uns aufgeheizt :-). 

Storhesten im Venjedal

Nach einer durchzechten Autonacht quer durch Mittelnorwegen starteten wir unsere erste Erkundungstour gemächlich: Nachmittags um zwei Uhr stiegen wir vom Venjedal etwa 600 Höhenmeter hinauf Richtung Storhesten, wo uns ein orkanartiger Wind erwartete. Eigentlich sollten wir auf die Trollwand blicken können - nur leider war die Sicht gleich null. Unsere Idee, die Skitour noch etwas zu verlängern, fiel dem einsetzenden Regen zum Opfer. 

Bøstølfjellet bei Berill  

Entlang einer gebührenpflichtigen Strasse fuhren wir am nächsten Morgen nach Berill. Unser angepeiltes Gipfelziel, Smørbotttinden, begruben wir jeodch sogleich, da wir die Ski wohl länger getragen, als an den Füssen gehabt hätten. So stiegen wir in zuerst noch angenehmen Wetter Richtung Bøstøllfjellet. Nach etwa 600 Höhenmetern umhüllten uns Wolken und ein kalter Wind pfiff uns um die Ohren. Aber: Just in dem Moment, als wir den Gipfel erreichten, walzte eine Böe die Wolken weg und vor uns präsentierte sich die Aussicht auf den von Nebelschwaden umgarnten Fjord. 

Nach einer holprigen Abfahrt stürzten wir uns gerade noch rechtzeitig vor dem Regen in unseren Volvo.

Den Nachmittag verbrachten wir dann grösstenteils im Hotpot :-). 

Kyrkjetaket (Versuch) und Skarven

Isfjorden präsentierte sich auch heute wieder in seinem gewohnten Kleid: Grau. Als notorische Optimisten fuhren wir dennoch los und parkten unser Auto kurz oberhalb des Dorfes Isforden. Der Kyrkjetaket soll so etwas wie der Stotzig Firsten für die Zürcher sein: Ein beliebter Skitourenberg mit fantastischer Aussicht und toller Abfahrt. Soweit konnten wir das allerdings noch nicht beurteilen, da wir den Berg wegen schlechten Wetters seit unserer Ankunft noch nicht gesehen hatten. 

Zuerst schien es, als läge das Glück am heutigen Tag auf unserer Seite. Doch als die Hänge etwa dreihundert Höhenmeter vor dem Gipfel aufsteilten, trafen wir auf einen wegen dem Regen der letzten Tage eisigen Grat. Als es uns ausserdem noch einnebelte, zögerten wir nicht lange und brachen diese Tour ab. Als Ersatz schnappten wir uns den benachbarten, tieferen Nachbargipfel Skarven. 

Zurück bei unserer Blockhütte genossen wir ein typisch norwegisches z'Vieri: Waffeln mit Brunost. Letzteres ist ein Braunkäse - Käse der aus karamellisierter Molke und etwas Rahm besteht. Für einen Käse schmeckt er unerwartet süss, aber ausgesprochen lecker :-).

Finnan und Storgrovfjellet

Endlich sagte der Wetterbericht gutes Wetter voraus. Unsere Beine waren zappelig, sodass wir morgens um fünf Uhr den Wecker stellten, um den Tag voll auszukosten. Wir fuhren an den Fusse des Trollstigen - eine steile Passstrasse, die etwa 400 Höhenmeter überwindet und dabei den etwa dreihundert Meter langen Stigfossen, einen Wasserfall, passiert. Da die Strasse noch schneebedeckt war, stiegen wir eine Stunde lang im kalten Schatten bis auf die Passhöhe. Hier hiess uns die norwegische Sonne und glitzernder Pulverschnee willkommen.

 

Ostseitig stiegen wir gegen unser erstes Ziel hoch: Den Finnan. Etwa tausend Höhenmeter steil hinauf; so steil, dass wir kurz die Ski aufschnallten. Die Belohnung erwartete uns am höchsten Punkt und vor allem danach: Eine herrliche Pulverabfahrt, sodass wir auf der Passhöhe angekommen nicht lange überlegten, und für den Gipfel auf der Westseite des Passes, Storgrovfjellet, unsere Felle nochmals montierten. Der Aufstieg war wiederum steil, inzwischen brannte die Sonne gnadenlos, und unsere Beine spürten den langen Tag bereits. Nach insgesamt 2400 Höhenmeter konnten wir den zweiten Gipfel des Tages in vollen Zügen geniessen. Und stiebender Pulver entlockte uns während der Abfahrt einen Jauchzer nach dem anderen. Obwohl unsere Kehlen ausgetrocknet waren, stiegen wir nochmals vierhundert Höhenmeter auf, um die letzten Hänge des Tages voll auszukosten.

Trollstigen im Schatten.
Trollstigen im Schatten.
Storgrovfjellet.
Storgrovfjellet.
Simon und Oli studieren auf der Passhöhe die Route.
Simon und Oli studieren auf der Passhöhe die Route.
Finnan.
Finnan.

Nyheitstinden

Mit übermüdeten Beinen starteten wir an diesem Tag in Rabben. Gemächlich stiegen wir bis zum Pass Svartevasshøgda, fuhren kurz ab und kämpften uns dann dem vereisten Grat entlang Richtung Gipfel. Leider verabschiedete sich ab hier die Sonne wieder. So meisterten wir die letzten Höhenmeter vor dem Gipfel zügig zu Fuss und stürzten uns in die Abfahrt. Anders als gestern präsentierte sich diese holprig und hart. Mit geschätzten fünf Metern Sicht und einsetzendem Schneegestöber blieb uns nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich zurück im warmen Hotpot die müden Beine zu lockern.  

Smørbottfjellet und Skarven

An unserem letzten Tag in Isfjorden zeigte sich die norwegische Bergwelt nochmals von ihrer besten Seite: Strahlender Sonnenschein und glitzernder Pulver erwartete uns in Kjeringhaugen, von wo aus wir unseren "Hausberg", den Smørbottfjellet, anpeilten. Neunhundert Höhenmeter schlängelten wir uns den perfekten Skihang hoch. Auf dem Gipfel bot sich uns ein wunderbarer Blick über den Fjord sowie ins Romsdal und in die frisch verschneite Bergwelt. Da der Schnee in der Abfahrt wieder bis zu unseren Knien stiebte, stiegen wir vom Parkplatz aus motiviert noch auf den Skarven. Diesen beiden Gipfel waren so toll, dass ich Isfjorden gar nicht mehr verlassen wollte... Aber ich glaube, ich sah im Dorf ein Häuschen mit dem Schild "Til salgs" - zu verkaufen ;-).

Aufbruch am letzten Morgen zum Smørbottfjellet.
Aufbruch am letzten Morgen zum Smørbottfjellet.
Kathi und Oli auf den letzen Metern hinauf zum Smørbottfjellet.
Kathi und Oli auf den letzen Metern hinauf zum Smørbottfjellet.
Ausblick über den Romsdalsfjorden.
Ausblick über den Romsdalsfjorden.
Abfahrt durch stiebenden Pulver.
Abfahrt durch stiebenden Pulver.


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Kommentare: 1
  • #1

    (Freitag, 21 April 2017 14:03)

    Du liest die Zeilen und zwischen den Zeilen und möchtest deine Sportutensilien einpacken, einen Flug buchen... und... Norwegen erleben, erkunden.��