Mit Ski und Zelt im Val Fex

 

 

Nachdem wir meteocentrale.ch gründlich durchforstet hatten, kristallisierte sich für die Ostertage ein Ort heraus, wo wir mit vier Tagen Wetterglück rechnen konnten. Wir planten, uns im Val Fex bei Sils im Engadin mit Zelt einzurichten, um dort einige abgelegene Gipfel zu besteigen. So fuhren wir mit vollbepacktem Auto am Karfreitag morgens um vier Uhr bis kurz unter das Hospiz des Julierpass, wo wir die erste Skitour unternahmen, um den vermeintlich sonnigsten Tag dieses Osterwochenendes bereits zu nutzen.

Auf Schnee-Gras-Schlamm fellten wir die ersten Meter hinein ins Valetta da Güglia. Unser Ziel: Piz Gügliet. Dieser gänzlich unbekannte, im Schatten des mächtigen Piz Julier stehende Gipfel bietet eine kurze, abwechslungsreiche Skitour: Ab dem Skidepot stiegen wir das schattige Couloir zwischen Julier und Gügliet hinauf – hier abzufahren, daran war allerdings nicht zu denken: Zu viele Steine türmten sich auf einer zu dünnen Schneeunterlage. Ein kurzer und einfacher Klettergrat führte uns auf den schmalen Gipfelkopf, von wo aus wir eine wunderbare Sicht hinunter ins Engadin genossen.  

Blick vom Gipfel Gügliet hinunter ins Engadin.
Blick vom Gipfel Gügliet hinunter ins Engadin.

Nach einer holprigen Abfahrt assen wir beim Auto kurz zu Mittag, bevor wir weiter nach Sils fuhren. Dort erwartete uns nämlich der harte Teil des Tages: Schwer bepackt mit Zelt, Schlafsäcken, Mätteli, Proviant, und Skimaterial wanderten wir ins Val Fex. Dieses immer noch ganzjährig bewohnte, charmante Tal liess uns den schwer lastenden Rucksack zumindest phasenweise vergessen. Nach etwas mehr als zwei Stunden gelangten wir zur Alp Muot Selvas, von dort liefen wir auf dem Gletschervorfeld noch bis zum Beginn der Schneedecke, wo wir unser Nachtlager für die nächsten drei Tagen aufstellten.  

Polenta mit Gorgonzola: Ein Festessen in nur wenigen Minuten auf dem Gaskocher zubereitet.
Polenta mit Gorgonzola: Ein Festessen in nur wenigen Minuten auf dem Gaskocher zubereitet.

Piz Güz und Fora

Nachdem wir unser zMorge-Müsli in den warmen Schlafsäcken gemampft hatten, schulterten wir die Ski und liefen schnurgerade den Grasrücken hinter unserem Zelt hinauf. Nach etwa zweihundert Höhenmeter schnallten wir die Ski bereits an und stiegen Richtung Vadret dal Güz. Wir peilten die Scharte an, von wo aus wir den knackig aussehenden Grat hinauf zum Piz Güz anvisierten. Nach einigen Metern war jedoch klar: Der Aufstieg gleicht trotz den etwas brüchigen Felsen einem Sonntagsspaziergang. Auf dem Gipfel sahen wir, wie sich die Berge um uns in dunkle Wolke hüllten und hofften, dass das Wetter bei uns noch einge Zeit halten würde. Nach dem Abstieg liefen wir bis zum Beginn des Fussaufstiegs des Piz Fora. Dort erwartete uns ein leichter, aber doch über einen Kilometer langen Grat bis zum Hauptgipfel. Die Aussicht auf den Monte Disgrazia, ein bereits lange währendes Gipfelziel, sowie auf den Piz Tremoggia, das morgige Gipfelziel, genossen wir aufgrund des Windes, der uns um die Ohren blies, nur kurz und genossen den prächtigen Frühlingsulz in der Abfahrt. 

Auf dem Rückweg vom Piz Fora über den unendlich scheinenden Grat.
Auf dem Rückweg vom Piz Fora über den unendlich scheinenden Grat.

Piz Tremoggia und Trabanten

Heute zogen bereits am Morgen viele, dunkle Wolken um uns herum. Wir hofften auf Besserung und kämpften uns das unübersichtliche und sehr steile Gelände bis zur Fuorcla Fex-Scerscen hoch. Während auf der Nordseite bereits Schneeflocken aus der dichten Wolkendecke tänzelten, begrüsste uns auf der Südseite des Passes noch heiterer Sonnenschein. Von dort fuhren wir kurz ab und bestiegen bei kaltem Wind, aber immerhin stabilem Wetter, nacheinander Sasso d'Entova, Piz Malenco und Pizzo Tremoggia. Bei allen Gipfelzielen bestanden die jeweils letzten Meter aus einfachen Fussaufstiegen.  

Im Schneegestöber fuhren wir mit wenig Sicht zurück zum Zelt, wo wir uns einer kurzen Katzenwäsche unterzogen. Dort verkrochen wir uns nach einer wärmenden Suppe im Schlafsack und verweilten bei einigen Runden „Anno domini“, während Schneeflöckchen auf unser Zeltdach prasselten. Als wir für das Abendessen abermals in der unangenehmen Kälte kochen mussten, wünschte ich mir nichts sehnlicher als eine warme Stube mit Ofen – tat ich mir das wirklich freiwillig an...?

Unser Zelt.
Unser Zelt.

Piz Let

Das Innenzelt sowie unsere Schlafsäcke knisterten am nächsten Morgen, da die Feuchtigkeit während der Nacht einfrierte. Ganz zu schweigen von den Skischuhen, in die wir uns morgens um halb sieben hineinquälten. Für den heutigen Tag planten wir eine kurze Tour, da uns der Marsch nach Sils sowie die lange Autofahrt im Osterverkehr zurück nach Zürich noch bevorstand.

So stiegen wir abermals den Grasrücken hinter unserem Zelt hinauf und liefen in gerader Linie zum heutigen Gipfelziel: Piz Let, wo wir die letzte viertel Stunde wieder auf Steigeisen meisterten. Auf der Abfahrt trafen wir sogar noch auf eine kurze Passage mit Pulverschnee, so liessen wir es uns nicht nehmen, diesen perfekten Skihang gleich nochmals hoch zu spuren und hinunter zu stieben.  


Die Nacht war definitiv kalt: Vor dem Zelt finden wir immer noch einen riesigen Eisklumpen in der Kochpfanne.
Die Nacht war definitiv kalt: Vor dem Zelt finden wir immer noch einen riesigen Eisklumpen in der Kochpfanne.

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