Grand Cornier

Der Südwestgrat des Grand Cornier vom Biwak aus; rechts das Biwakklo - dessen Tür dem Wind zum Opfer fiel :-)
Der Südwestgrat des Grand Cornier vom Biwak aus; rechts das Biwakklo - dessen Tür dem Wind zum Opfer fiel :-)

 

 

Im Dunstkreis der mächtigen Walliser Viertausender, inmitten der sogenannten Couronne Impériale („Kaiserkrone“) von Dent Blanche, Obergabelhorn, Matterhorn, Zinalrothorn und Weisshorn steht er: Der Grand Cornier. Läppische vierzig Meter fehlen der wilden Felspyramide zur magischen Viertausendergrenze. Glück für uns, denn so ist dieser Berg vergleichsweise selten besucht. 

 

Schon lange schwirrte uns die Tour vom Biouac du Col de la Dent Blanche über den Südwestgrat des Cornier im Kopf herum. Da derJuni bereits beste Hochtourenverhältnisse bot, hielt uns bei Sonnenschein nichts mehr zurück.

So fuhren wir wieder einmal bei Sion linkerhand hinauf durchs Val d'Hérens bis nach Ferpècle – eine verstreute Siedlung auf etwa 1800 Metern, sprich 1700 Höhenmeter wollten bis zu unserem heutigen Ziel, dem Biwak, erklommen werden.

Schon bald trat der Ferpècle-Gletscher, dessen Schwemmebene und die zugehörige mächtige Moräne in unser Blickfeld. Steil stiegen wir weiter hinauf bis zur Alp La Bricola – hier hatten bereits Edward Whymper und seine Bergführer Kraft für die Besteigung der Dent Blanche getankt.

Kurz nach La Bricola verliessen wir den offiziellen Wanderweg und liefen gegen Osten in Richtung des Dent Blanche Gletschers hoch. Wir hatten wohl kurz einmal die Wegspuren verpasst, sodass wir uns in Moränengeröll und -blöcken wiederfanden und uns mühsam bis an den Beginn des Gletschers durchkämpften. Hier seilten wir uns an, mit einem skeptischen Blick hinauf zu den uns noch bevorstehenden Höhenmetern: Durchnässter, tiefer Schnee sowie dunkelgraue Nebelschwaden hinderten uns an Freudensprüngen. Obschon die Höhenanzeige auf meiner Suuntouhr stehen zu bleiben schien, trafen wir nach insgesamt fünf Stunden beim Biwak ein: Klein aber fein, grandios gelegen am Fusse des Dent Blanche Nordgrats. Schade, war das Wetter schlecht und versperrte uns die meiste Zeit den Blick auf diesen wunderschönen Berg sowie auf die Route vom morgigen Tag.

Da es bei unserer Ankunft bereits sechs Uhr war, zauberten wir sogleich in unserem Gaskocher ein leckeres Couscousgericht mit getrockneten Tomaten und Oliven hin, ehe wir und schon bald in die kratzigen Wolldecken wickelten und die ruhige Nacht im einsamen Biwak genossen. 

Der Tag erwacht...
Der Tag erwacht...
...auch an der Dent Blanche.
...auch an der Dent Blanche.

Tagwache war um halb fünf Uhr - früher hätte es sich nicht gelohnt, denn bereits etwa eine halbe Stunde nach dem Biwak beginnt die Kletterei. Zuvor folgten wir dem einfachen Südwestgrat, der anfänglich noch im Wanderstil begangen werden kann. Danach folgen etliche Gendarme - alle sind sie nicht besondners schwierig zu erklettern - der Fels kompakt, ein Genuss; und immer wieder liefen wir am kurzen Seil. Ein messerscharfter, schmaler Grat führte uns die letzten Meter hoch zum Gipfel. Mit zwei, drei Abkletterstellen erwies sich dieser Teil zeitraubender als gedacht. Dann, nach etwa drei Stunden seit dem Biwak, erreichten wir über blockiges Gelände in wenigen Schritten den Gipfel des Grand Cornier.


Gipfelaussicht zum Grand Combin und Mont Blanc.
Gipfelaussicht zum Grand Combin und Mont Blanc.

Nach einem Powerriegel und einem kräftigen Schluck Hagebuttentee beginnen wir den Abstieg über den Nordwestgrat. Dieser erfordert nochmals unsere volle Konzentration, vor allem der erste Teil ist gespickt mit einigen mühsamen Abkletterstellen. Danach folgt jedoch grösstenteils Laufgelände, nur der Abstieg vom Vorgipfel hinunter auf den Gletscher stellen uns aufgrund der fehlenden Eismeter auf die Probe - in fünf Jahren könnte sich dieser Teil zur Schlüsselstelle der Tour mausern... :-/. 

Den noch jungen Tag komplettieren wir mit der Besteigung des Bouquetins, von dem aus wir eine fantastische Sicht auf unser heutiges wundervolles Tageswerk geniessen können.  

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Kommentare: 1
  • #1

    Muttchen��‍� (Samstag, 15 Juli 2017 19:19)

    Tolle Fotos, interessanter, spannender Bericht. Es ist mega eindrücklich zu lesen, wo meine Tochter und Simon überall in den Bergen - ihr Hobby frönen��