Klettertour auf’s Schwarzmies

 

 

 

Zur Kletterei am Schwarzmies findet man im Internet nur wenig Informationen. Umso erstaunlicher war es, als wir am Grat auf  ab und zu auf nagelneue Bohrhaken und Abseilstellen trafen.

Das Schwarzmies steht im Schatten seiner grossen weissen Schwester – dem Weissmies. So erkennt man den 3184 Meter hohen Berg je nach Perspektive nicht als einen eigenen Gipfel, sondern eher als markanten Punkt im Westgrat des Weissmies.

Doch der Fels im Gebiet ums Weissmies ist bekanntermassen gut. Portjegrat, Dri Horlini und Jägihorn Südgrat sind beliebte Hoch- und Klettertouren. So erhofften wir uns dasselbe vom wenig begangenen Schwarzmies. 

Mit der Bergbahn fahren wir von Saas-Grund hinauf nach Kreuzboden. Von dort folgen wir kurz dem Höhenweg Richtung Allmagellerhütte, stechen aber schon bald entlang von Moränenrücken hinauf an den Anfang des Schwarzmies-Westgrat.

Zuerst klettern wir so nah wie möglich an der Gratkante. Rechts ist diese überhängend, links jedoch können wir entlang fein strukturierten Gneisplatten auf allen Vieren hinaufschleichen und uns ab und zu an der Kante festkrallen. Die Platten sind zwar kompakt, jedoch übersät mit kleinen Steinchen und Splittern.

Nach der ersten Abseilstelle ändert sich die Felsstruktur; die Kletterei wird dann etwas steiler und griffiger. 

Der Blick zurück bietet ein wunderbares Panorama über die Mischabelkette.
Der Blick zurück bietet ein wunderbares Panorama über die Mischabelkette.
Simon schleicht die Platten hoch.
Simon schleicht die Platten hoch.

Von dieser Abseilstelle existieren übrigens haarsträubende Bilder (hier und hier). Denn in Zeiten vor kommerziellen Sicherungsgeräten wie ATC und Co. wickelten unerschrockene Kletterer das Seil an besagter Stelle über einen horizontal herausschauenenden Zacken, das andere Seilende knoteten sie sich um die Hüften und gleiteten so am kreativen Fixpunkt herunter.

Dülfersitz nennt man dieses Abseilmanöver, benannt nach dem deutschen Bergsteiger Hans Dülfer. Eine offensichtlich grossartige Methode, denn man braucht dazu weder Klettergurt noch Karabiner und schont obendrein das Seil. Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, der folge laut Wikipedia dieser Beschreibung:

  • Das doppelt genommene Seil wird zwischen den gespreizten Beinen aufgenommen
  • Das Seil wird um einen Oberschenkel von hinten außen herumgelegt
  • Die Brustseite kreuzend, wird das Seil zur gegenüberliegenden Schulter geführt
  • Von der Schulter läuft das Seil diagonal über den Rücken zur Bremshand. Es ist die Hand neben dem umwickelten Oberschenkel.
  • Seil unter Belastung auf Spannung bringen
  • Die vordere Hand hält den Körper im Gleichgewicht, die Bremshand steuert den Seileinlauf
  • Die Abseilfahrt beginnt
  • Zum Halten beim Abseilen wird die Bremshand nach vorne vor die Brust gebracht

 Wie sich das Seil danach wieder vom Zacken lösen lässt, sei jedem selbst überlassen. 

Nach dieser ersten Abseilstelle überklettern wir die meisten Türme, wovon einer von diesen die Schlüsselstelle darstellt. Bohr- und Schlaghaken entschärfen diese Stelle im 3. Schwierigkeitsgrat. Diejenigen Türme, die wir nicht überklettern, umgehen wir nordseitig.

Etwa zwei Stunden nachdem wir eingestiegen sind, erreichen wir den vermeintlich höchsten Punkt des Schwarzmiesgrats. Hier befindet sich eine vertrauenswürdige, neue Abseilstelle. Gut ist, entweder entlang der Gratkante oder aber mit einem 50 – 60 Meter langen Seil nordseitig abzuseilen. Schlecht hingegen ist, mit einem 40 Meter Seil in die Nordflanke abzuseilen; dann nämlich steckt man in der glasglatten Wand fest und muss sich irgendwie zurück auf den Grat hieven.

 

Nach dieser zweiten Abseilstelle überklettern wir wieder einige Türme – der zweite davon scheint der höchste Punkt im Grat zu sein. Dann gehts in ständigem Auf und Ab, Rechts und Links von Blöcken bis zum Pass zwischen Weiss- und Schwarzmies. Von dort aus gelangen wir entlang des ehemaligen Gletscherfeldes in etwa einer halben Stunde wieder zum Einstieg.

 

 

Schlussendlich dauerte unsere gesamte Überschreitung etwa vier Stunden. Und wie Simon sagte: «Es war nett, aber machen wir äpä nicht mehr». 


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