Airbags verleiten Schneesportler zu waghalsigeren Abfahrten

 

 

Der Neuschnee glitzert in der Sonne. Leichtfüssig, fast ohne Anstrengung zeichnen die vier Tourenfahrer ihre Schwünge in den unberührten Hang. Ein waghalsiger Sprung über eine Kuppe, schon stoppt ein abrupter Geländewechsel die Vierergruppe. Geradeaus befindet sich ein mit Triebschnee gefüllter, wunderbar steiler Hang, rechts davon ein genauso einladender, jedoch flacherer Hang. Die Faherer zögern, drei biegen rechts ab, nur einer stürzt sich geradewegs in den stiebenden Steilhang. Er trägt einen Lawinenairbag.


Diese Szene ist frei erfunden, könnte sich gemäss einer Umfrage der ZHAW aber genauso zutragen. Denn diese zeigte, dass sich die Risikobereitschaft von Freeridern und Tourenfahrern verändert, wenn sie einen Lawinenairbag bei sich tragen. Die Onlineumfrage beantworteten rund 1'000 Personen, zwei Drittel davon waren Männer, der Rest Frauen. Die Teilnehmer beurteilten auf Fotos, welche Hänge sie unter gegebenen Umständen wie der Lawinengefahrenstufe oder der Anzahl Spuren im Hang fahren würden. Zusätzlich beurteilten sie, wie zutreffend Aussagen wie "Ich gehe gerne ans Limit" oder "Je steiler der Hang, desto grösser das Vergnügen" für sie sind. Die Resultate zeigten: Schneesportler, die regelmässig einen Lawinenairbag nutzen, weisen signifikant höhere Werte bezüglich der Risikobereitschaft auf als diejenigen ohne Lawinenairbag.

 

Tatsächlich birgt ein Lawinenairbag enormes Potential, Leben zu retten. Er ist als Lawinennotfallgerät einzigartig, weil er aktiv eine Verschüttung verhindern kann – den Hauptgrund für den Tod der meisten Lawinenopfer. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2014 zeigte,  dass das Risiko in einem Lawinenunfall zu sterben ohne Airbag bei rund 22 Prozent liegt. Allerdings hat man auch mit Airbag keine hundertprozentige Sicherheit, eine Lawine zu überleben: Denn trotz aufgeblasenem Airbag liegt das Risiko sich tödlich zu verletzen oder trotzdem verschüttet werden bei 11 Prozent. Denn nicht nur der Airbag, sondern auch andere Faktoren wie die Grösse der Lawine spielen eine Rolle, ob jemand verschüttet wird oder nicht. Dieselbe Studie wies ausserdem darauf hin, dass sich in etwa 20 Prozent aller Lawinenereignissen der Airbag erst gar nicht öffnete. Sei es, weil der Skifahrer von der Schneewalze überrascht wird oder technische Defekte das Aufblasen verhindern. 

 

Einerseits kann also ein Lawinenairbag eine Verschüttung verhindern, andererseits gehen die Airbagträger ein höheres Risiko ein. Offen lässt die Die ZHAW-Umfrage allerdings, ob die höheren Werte zur Risikobereitschaft nur dem Lawinenairbag zuzuschreiben sind. Denn Risikobereitschaft hängt auch stark von der eigenen Persönlichkeit und Motivation ab.

 

Wie sieht's bei euch aus: Seid ihr Airbag-Träger, und habt ihr das Gefühl, damit mehr Risiken einzugehen? Oder wieso habt ihr euch gegen den Kauf eines Airbags entschieden?

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